Wie man an Kritik wächst, statt daran zu zerbrechen

Kritik, negatives Feedback, unschöne Rückmeldungen – egal, wie man es bezeichnet, es ist einfach nie erfreulich.

Wahrscheinlich hat jeder Mensch, der sich schon einmal verbessern oder verändern wollte, dann auch (leidvoll) erfahren müssen, daß man bei dieser Veränderung nicht von allen sofort und rückhaltlos unterstützen wurde.
Wer seine Arbeitssituation ändern wollte, wurde vielleicht von jemandem davor gewarnt, seine finanzielle Sicherheit aufs Spiel zu setzen. Wer für sein Zielgewicht plötzlich keinen Alkohol mehr zu sich genommen hat, dem warf urplötzlich jemand vor, auf der Party einfach ungemütlich und eine Spaßbremse zu sein.
Oder wenn sich jemand beispielsweise entschlossen hat mit einem völlig neuen Hobby anzufangen und sich an der Volkshochschule zum Aquarell-Kurs anmeldete, dem wurde vielleicht gleich von mehrere Freunden völlige Begabungsfreiheit attestiert.
Auch wenn keines der obigen Beispiele auf Sie persönlich zutrifft … Sie wissen wahrscheinlich, was gemeint ist. Man macht etwas, ist stolz darauf und dann kommt plötzlich Kritik von unerwarteter Seite, die weh tut.

Nun ist das mit Kritik so eine Sache. Einerseits ist man verletzt in seinen Gefühlen und seinem Selbstwert und möchte deswegen alles, was da gesagt wurde am Besten sofort wieder vergessen.

Andererseits kann natürlich auch jede Kritik einen wahren Anteil enthalten, auf den man achten sollte. Gute Freunde geben auch einmal ein kritisches Feedback, aber nicht um zu verletzen, sondern um Rückmeldung zu geben. Denn wie wir wirklich auf andere wirken, das erfahren wir nur über deren Feedback - auch wenn es ein sehr unangenehmen Feedback ist.

Wie soll man aber nun zwischen berechtigter Kritik, die man sich zu Herzen nehmen sollte und unberechtigtem Runtermachen, welches uns nur klein oder zumindest berechenbar halten soll, unterscheiden?

Die folgenden drei kleinen Tipps können für Sie eine Orientierungshilfe sein:

Qualifikation

Wer Kampfsport betreibt versteht das folgende Bild sofort: Man stelle sich vor, die Kung Fu Legende Bruce Lee (zu der seligen Zeit, als er noch lebte) nimmt einen neue Schüler auf. Ein junger Mann, ungelenk in den Bewegungen, ohne Erfahrung, ohne einen einzigen echten Kampf bestanden zu haben. Und nun stellt sich dieser junge Adept nach zwei Tagen Training vor Bruce hin und wirft ihm vor, sein Jeet Kune Do wäre schlecht: „Meister Lee, Dein Kung Fu gefällt mir nicht!“

Würde sich Bruce daraufhin die Haare raufen, grübeln und an sich und seinen Zielen zweifeln? Mit Sicherheit nicht! Denn er wüßte ja, dass die Kritik von jemandem mit mangelnder Qualifikation kommt.

Anders ausgedrückt: Wenn jemand etwas an mir bemängelt, dann stelle ich mir als erstes die Frage, ob er (oder sie) eigentlich die Berechtigung dazu hat, ob ein nachvollziehbarer, akzeptabler Maßstab vorliegt, den mein Gegenüber anlegen kann. Man muss kein Kung Fu Meister sein, um die ungenügende Grundlagen des obigen Meckerers zu erkennen.

Etwas praktikabler formuliert: Ein möglicher Hinweis für eine geringe Befähigung zur Kritik sind pauschale Angriffe. Der Unterschied zwischen einem Experten und einem Laien ist das Fachwissen in diesem Bereich und damit auch eine präzisere Beschreibungsfähigkeit. Beispielsweise kann ein gelernter Malermeister wahrscheinlich die Farben ecru, champagner und schilf klar von einander unterscheiden. Ein Laie sagt höchstens: beige.
Wenn der Schüler im Beispiel also das Trapping von Meister Lee beim Pak Sao bemängelt hätte, wäre Bruce vielleicht nachdenklicher geworden.

Eine kleine Warnung ist allerdings angebracht: Da Kritik für die Psyche meist etwas Unangenehmes ist, machen wir es uns unter Umständen zu leicht, die Befähigung des Kritisierenden anzuzweifeln, quasi als Selbstschutz.

Konstruktivität

Kritisches Feedback sollte eigentlich bedeuten, dass jemand eine Rückmeldung gibt, weil er oder sie möchte, dass man sich verbessert. Das ist enorm wichtig, denn nur so kann man sich weiterentwickeln. Wenn aber jemand an meiner Person interessiert ist und daran, dass ich besser werde, wird er oder sie sich wahrscheinlich nicht nur auf einen pauschalen Rundumschlag konzentrieren. Er wird gezielte Hilfestellungen geben, um weiterzuhelfen. Somit nicht pauschalierend : Nie kannst du etwas richtig machen! Sondern eher etwas wie: Was hältst du von folgendem optimiertem Vorgehen?

Es lohnt sich also immer dann, wenn jemand nicht pauschal verurteilt, sondern konstruktive Alternativen anbietet – trotz allen Ärgers – einen zweiten Blick auf die Aussage des Gegenübers zu werfen.

Intention

Wer ist die Person, die sich da kritisch über eine Person, die Ziele oder ein bestimmtes Verhalten äußert? Hat einem dieser Mensch schon viel Gutes getan? Ist er oder sie in bestimmten (relevanten) Bereichen bereits erfolgreich? Wurde dieser Mensch in der Vergangenheit als positiv und lösungsorientiert erlebt oder eher als generell und pauschal negativ?

Manche Menschen ziehen Selbstwertgefühl daraus, sich selbst zu erhöhen, indem sie andere mit sprachlicher (oder sogar körperlicher) Gewalt klein machen. Nach dem Motto: Ich fühle mich besser, wenn es allen anderen um mich herum schlechter geht kommen manche Geschöpfe Gottes auf eine Party, mäkeln so lange herum, bis alle anderen Anwesenden schlecht drauf sind … und gehen dann wieder nach Hause.

Es lohnt also sich also sich zu fragen – nachdem eine erste gewisse Frustration abgeklungen ist – was die Absicht des Kritikgebers sein könnte. Liegt der Schluss nahe, dass er oder sie eigentlich nur im Sinne hat, einem weiterzuhelfen (wenn auch vielleicht in einer ungeeigneten Form) sollte man noch mal darüber nachdenken, ob man sich in der Kritik wiederfindet.

Das wäre auch der generelle Hinweis für einen geeigneten Umgang mit Kritik: in einer ruhige Minute einmal darüber reflektieren, ob man etwas Positives für sich und seine Entwicklung aus den Worten ziehen kann. Wenn ja, dann sollte man es tun … wenn nein: Wir sind nicht auf der Welt, um so zu sein, wie uns die Anderen gerne hätten. Es bleibt immer noch jeder Person selbst überlassen, ob sie sich verändern will oder nicht. Wer diese Maxime im Hinterkopf behält, wird nach intensiver Reflexion auch an unangenehmer (oder vielleicht sogar ungerechtfertigter) Kritik wachsen.

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